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Montag, 06.12.21 16:17

Deutscher Gameplan überrascht „wilde“ Franzosen

Die deutsche Rollstuhlbasketball-Nationalmannschaft hat bei den Europameisterschaften in Madrid auch das zweite Spiel gewonnen: Beim 69:55 gegen Frankreich war die Partie schon zur Pause entschieden - auch dank eines „Warnschusses“ vom Vortag.


Matthias Güntner (links) und Christopher Huber (rechts) bekamen es mit physisch starken Franzosen zu tun (c) Steffie Wunderl

(Nico Feißt /DRS) Eineinhalb Jahre hatte sich die französische Rollstuhlbasketball-Nationalmannschaft international nicht gezeigt, es existierte kein Videomaterial - und dann zeigte das Team, das im Hinblick auf die Paralympics 2024 in Paris zusammengestellt wurde, gegen die Spanier zum EM-Start eine starke Leistung und verlor am Ende nur 61:64. „Das war uns ein Warnschuss“, sagte Jens Eike Albrecht von den RSB Thuringia Bulls, „dass wir richtig Gas geben müssen.“

 

„Die Spanier hatten die Problematik, der auch wir uns stellen mussten, dass sie die Franzosen nicht kennen. Da waren die Spanier nicht vorbereitet“, sagte Co-Trainer Martin Kluck über das spanische Team, das die Deutschen bei den Paralympics im Viertelfinale bezwungen hatte: „Wir hatten wenigstens den einen Tag, die eine Nacht und den einen Morgen, um die Franzosen besser vorzubereiten und das hat uns gut getan.“ Denn während Klucks Co-Trainer-Kollege Paul Bowes die Franzosen in der Halle beobachtete, tüftelte Kluck mit Bundestrainer Nicolai Zeltinger und Video-Analyst Björn Lohmann im Hotelzimmer schon am Gameplan. Als Bowes dann aus der Halle kam, teilte er seine Eindrücke mit den anderen. „Geschlafen haben wir dann relativ wenig, um 1.30 Uhr haben wir gesagt: Jetzt ist gut und wir machen morgen früh weiter“, sagte Kluck und konnte dann sehen, wie ihre Taktik im Spiel voll aufging.

 

Direkt vom Hochball weg kam der Ball zu Tommy Böhme, der nach elf Sekunden seinen ersten Dreier verwandelte und die Richtung für das Spiel vorgab. Bis zum 6:6 nach knapp drei Minuten waren die Franzosen noch dran, vier Minuten später ballte Albrecht die Faust und schrie laut „Yes!“, weil die Deutschen mit einem 10:0-Lauf auf 16:6 davongezogen waren und er acht Punkte davon erzielt hatte. „Wir wussten, dass es ein ganz hartes Spiel wird, dass die Franzosen wild und physisch spielen. Darauf waren wir eingestellt und die Freiräume konnten wir dann gut nutzen - der Gameplan hat sehr gut funktioniert“, lobte der Topscorer, der am Ende auf 16 Punkte kam, sein Trainerteam. „Wir haben gerade defensiv die Franzosen vor große Probleme gestellt. Wir haben es geschafft, zu bestimmen, welche Würfe sie bekommen und welche nicht. Das war das große Ziel und das hat uns dann getragen in der ersten Halbzeit“, sagte Kluck und freute sich über ein deutliches 42:19 zur Pause, nachdem es nach zehn Minuten 20:11 gestanden hatte.

 

Die zweite Hälfte ging dann mit 15:13 und 21:14 an die Franzosen, der Sieg geriet dabei nie in Gefahr, aber Kluck sagte: „Die Franzosen sind noch physischer rausgekommen und wir haben uns etwas unterkriegen lassen. Mit der zweiten Halbzeit müssen wir unzufrieden sein, aber dennoch war es ein ganz wichtiger Sieg, den wir da eingefahren haben.“ Wie beim Auftakterfolg gegen Außenseiter Litauen trafen vier Spieler doppelt: Neben Albrecht erzielten Böhme und Matthias Güntner je 15 Punkte sowie Jan Haller zwölf.

 

Damit kann das deutsche Team mit dem Selbstbewusstsein von zwei Siegen in das Duell am Montag mit den bislang ebenfalls ungeschlagenen Polen gehen. „Wir dürfen sie nicht unterschätzen“, sagte Albrecht, „das war ein guter Einstieg ins Turnier mit zwei Siegen, aber jetzt müssen wir noch eine Schippe drauflegen.“